5 Fragen – 5 Antworten im Ausbildertalk mit Claudia Altgott von der items GmbH
Name: Claudia Altgott Position: Personalmanagement, Ausbildungsleitung Firma: items GmbH Ausbildungsberufe: – Fachinformatiker/-in Systemintegration&Anwendungsentwicklung – duales Studium Betriebswirtschaft VWA – duales Studium Informatik-Betriebswirt/-in VWA Anzahl der Auszubildenden: 15 |
1. Was macht einen guten Ausbilder aus Ihrer Sicht aus?
Ein guter Ausbilder sollte sich grundsätzlich für das Thema Ausbildung begeistern. Er muss offen sein, sich mit sämtlichen Themen rund um die Ausbildung zu befassen und auf dem aktuellen Stand zu halten. Darüber hinaus sollte er oder sie kontinuierlich mit allen an der Ausbildung im Unternehmen beteiligten Schlüsselpersonen im Austausch sein und gemeinsam die Optimierung der Ausbildungsbedingungen im Blick haben. Dabei soll er auch besonders die Ideen und Kritikpunkte der Auszubildenden selbst ernst nehmen und mit ihnen regelmäßig in Kontakt stehen.
2. Was finden Sie an Ihrer Tätigkeit als Ausbilderin besonders spannend?
Besonders spannend finde ich, dass die Themen im Bereich Ausbildung sehr vielfältig sind. Neben organisatorischen Aufgaben beschäftigt man sich mit planerischen und strategischen Aufgaben. Auch der Bereich Azubimarketing ist für mich sehr spannend oder auch die Frage, welche Weiterbildungsmöglichkeiten kann ich den Auszubildenden anbieten? Der Kontakt mit unterschiedlichen Typen von Azubis macht die Aufgabe nie langweilig.
3. Was war Ihre größte Herausforderung in der Ausbildung während der Coronakrise und wie haben Sie diese gelöst?
Der Umgang mit Situationen, wenn z.B. eine Ausbildungsstation vor Ort wegen fehlender Betreuung durch die Fachbereiche nicht stattfinden konnte. Hier mussten wir dann auch mal recht kurzfristig versuchen – in unserem Fall haben wir das u.a. durch ein umfassendes Schulungsangebot umgesetzt – die wegfallenden Zeiten so sinnvoll wie möglich zu nutzen und den Auszubildenden trotzdem etwas Sinnvolles vermitteln zu können. Ebenfalls herausfordernd war, im Kontakt mit den Azubis zu bleiben und wirklich ein Gefühl zu bekommen, ob sie vielleicht mit der Situation „Homeoffice“ oder „rein digitale Berufsschule“ gut klar kommen.
4. Wie gestalten Sie die Zeit vom Vertragsabschluss bis zum Ausbildungsbeginn, um die Neuen schon frühzeitig an Ihren Betrieb zu binden?
Wir versuchen vermehrt, mit den neuen Azubis im Kontakt zu bleiben, etwa zu anstehenden Prüfungen Glück wünschen und nachhören, ob die Prüfungen bestanden wurden. Auch ein Glückwunsch zum Geburtstag ist eine nette Idee, auch wenn dies alles noch recht einfach nur per Mail passiert. Neu dazu kommt bei uns in diesem Jahr, dass die Fachteams, in denen die Azubis dann ihre Stammabteilung haben werden, vorab ein Online-Kennenlernen organisiert haben. Hier konnte der neue Azubi andere Azubis der gleichen Fachrichtung kennenlernen und schon mal hören, wie die Ausbildung bei uns abläuft.
5. Wie gestalten Sie den ersten Ausbildungstag und was kommt immer besonders gut bei den Auszubildenden an?
Wir organisieren eine Einführungsveranstaltung für die neuen Auszubildenden, in denen wir viele organisatorische Punkte besprechen und das Unternehmen vorstellen. Mittags gibt es ein gemeinsames Mittagessen, an dem auch andere Azubis teilnehmen. Anschließend wird ein Hausrundgang organisiert, um die Räumlichkeiten schon einmal kennen zu lernen.
6. Was machen Sie, um Ihre ausbildenden Fachkräfte zu qualifizieren?
Aktuell planen wir verschiedene Ausbilderschulungen, ggfs. eine Mischung aus Präsenz- und Onlineschulungen. Ebenfalls sollen die Fachausbilder in den Teams einen AdA-Schein machen.
7. Was machen Sie in Ihrem Betrieb, um Auszubildende in der persönlichen Entwicklung zu stärken?
Wir lassen sie an kleinen Traineeprogrammen im Softskillbereich teilnehmen. Für die Zukunft ist ein über 3 Jahre andauerndes Softskillprogramm entsprechend eines Blended-Learning-Ansatzes angedacht. Ein Bestandteil dieses Programms sind z.B. jährliche Potentialanalysen, um die Entwicklung jedes einzelnen Azubis genau im Blick zu haben.
8. Welches digitale Tool nutzen Sie in der Ausbildung und welchen Vorteil hat dies?
Wir nutzen aktuell den Azubi-Navigator des u-Form-Verlages. Neben der digitalen Verwaltung aller Auszubildenden können wir hierüber die Einsatzplanung, die digitale Berichtsheftkontrolle, Feedbackprozesse sowie Lernkarten für unsere Azubis nutzen.
9. Wie laufen Feedback- oder Beurteilungsgespräche mit den Auszubildenden in Ihrem Unternehmen ab?
Feedback bekommen die Azubis am Ende einer Ausbildungsstation vom jeweiligen Fachbereich. Sie selbst können jetzt auch eine Selbsteinschätzung ihrer eigenen Leistung vornehmen. Hinzu kommt ein separates Feedback vom Azubi an den Fachbereich, um z.B. zu erfahren, ob es einen festen Ansprechpartner gab, wie die Arbeitsauslastung war und wie vielfältig die Aufgaben innerhalb der Ausbildungsstation waren. Das Ganze läuft jetzt ebenfalls digital.
10. Wie gehen Sie mit „Problemfällen“ unter den Auszubildenden um? Nennen Sie ein konkretes Beispiel und wie es gelöst wurde.
Wir gehen ins Gespräch mit den Fachbereichen, die die Situation erlebt haben. Ebenfalls sprechen wir mit den Auszubildenden selbst und versuchen zu verstehen, wo das Problem liegt. Wir bieten intern und auch extern Hilfestellung an. Nicht immer ist dieser Weg erfolgreich, aber wir versuchen viel, um die Situation zu verbessern.
11. Was sind aus Ihrer Sicht die drei Erfolgsfaktoren einer betrieblichen Ausbildung?
Das Thema muss von der Unternehmensleitung angefangen einen hohen Stellenwert im Betrieb haben und dies muss auch so gelebt werden. Ausbildung muss Pflicht sein und den Mitarbeitern muss entsprechend Zeit gegeben werden, sich für die Ausbildung und die Azubis zu engagieren. Ebenfalls muss man sich auf dem Laufenden halten, sich mit anderen Unternehmen austauschen, um mitzubekommen, wohin die Reise auch auf Seiten der Bewerber geht und seine Ausbildung daran entsprechend anpassen. Trotzdem muss man authentisch bleiben und darf nicht Dinge einführen, nur weil sie gerade modern sind.
12. Die Generation Z erlebe ich als…
sehr unterschiedlich. Da gibt es die ganze Bandbreite von „sehr zuverlässig, offen und unkompliziert“ bis hin zu „man merkt, dass die jungen Leute sehr auf ihr eigenes Wohl bedacht sind und sich auch so verhalten“. Klassische Regeln, die für unsere Generation (ich selbst bin 44 Jahre) noch grundlegende Voraussetzung waren wie Termintreue, verlässliches Rückmeldeverhalten, „ein bisschen Demut“, scheinen manchen Mitgliedern dieser Generation zu fehlen. Sie haben kein Durchhaltevermögen mehr und gehen lieber den Weg des geringsten Widerstandes. Aber wie gesagt, es gibt auch viele positive Beispiele. Ich denke nach wie vor, es sollte ein Geben und Nehmen sein. Die Vorgabe, das Unternehmen muss sich auf „Biegen und Brechen“ um die Azubis bemühen und bei Ihnen bewerben, sehe ich als Anhänger einer anderen Generation weniger so. Man muss auch erstmal etwas anbieten, bevor man nur einfordert😊.
Vielen Dank für das Gespräch an Claudia Altgott und die Beantwortung von mehr als 5 Fragen!
Der letzte Ausbildertalk ist im Juni mit dem Andreas Walz von den Stadtwerken Ettlingen erschienen.
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