5 Fragen – 5 Antworten im Ausbildertalk mit Kai Hetzel von Mister Spex SE
Name: Kai Hetzel Position: Ausbilder / Leiter Lehrwerkstatt Firma: Mister Spex SE Ausbildungsberufe: Augenoptiker*in |
1. Was macht einen guten Ausbilder aus Ihrer Sicht aus?
Empathie, Geduld und starke Nerven.
Ein*e Ausbilder*in sollte sich durch absolut nichts aus der Ruhe bringen lassen, er/sie sollte auch immer als Vorbild für einen respektvollen Umgang miteinander dienen. Gerade die aktuelle Generation der Auszubildenden fordert uns älteren Ausbildern immer mehr Verständnis ab. Die Generation Z sieht einen anderen Stellenwert in der Arbeit als es unserer Generation noch zu eigen ist, dafür muss man Verständnis haben, um darauf eingehen zu können.
Erfahrung und die Flexibilität, um individuelle Lösungen für jeden einzelnen Azubi finden zu können, man sollte sich stets bewusst sein, dass nicht immer der eigene Weg für jeden der Richtige ist.
2. Was finden Sie an Ihrer Tätigkeit als Ausbilder besonders spannend?
Junge Menschen auf ihrem Weg ins Leben zu begleiten. Die Berufsausbildung ist ein wichtiger Schritt und die Aufgabe eines Ausbilders oder einer Ausbilderin ist, in meinen Augen, nicht nur fachliches Wissen und Können zu lehren, sondern auch Werte vorleben und vermitteln. Werte wie Respekt, Humanität und Ehrlichkeit sind unabdingbar, um später fest mit beiden Beinen auf der Erde stehen zu können, um sich im Leben zu behaupten.
3. Was war Ihre größte Herausforderung in der Ausbildung während der Coronakrise und wie haben Sie diese gelöst?
Meine Hauptaufgabe ist die Vermittlung von handwerklichen Tätigkeiten. Feilen, Schleifen, Löten und weitere Skills kann man nicht via Videocalls und Handouts schulen. Daher musste ich während der Lockdowns schnell umschalten und meine Tätigkeiten die bisher, meist aus der klassischen 4-Stufen-Methode, die im Handwerk üblich ist, umstellen auf eine rein theoretische Tätigkeit. Wir haben 2-3 Daily-Teams-Calls eingerichtet und sind während dieser Zeit auf Fachtheorie umgestiegen. Dies war für mich persönlich, als reiner „Handwerker“ die größte Herausforderung. Auch, dass der Schulunterricht in Distanzform durchgeführt wurde, war für die meisten meiner Auszubildenden nicht einfach und ich habe dies in der Zeit dann unterstützt und ergänzt. Hausaufgabenhilfen und entsprechende Gruppen eingerichtet und betreut.
Was in dieser Zeit wichtig war, war die persönliche Betreuung jedes*r einzelnen Auszubildenden, die Ängste, Nöte und soziale Distanz ernst nehmen und versuchen diese aufzufangen. Wir haben auch Spiele-Tage eingerichtet es gibt großartige Plattformen, die es ermöglichen Brettspiele gemeinsam Online zu spielen, digitale Coffebreaks organisiert in dieser Zeit, um den Teamgeist weiter aufrecht zu halten.
4. Auf was würden Sie bei der Azubiauswahl nie verzichten und warum?
Ein persönliches Gespräch.
Videocalls und Telefoninterviews können meines Erachtens nicht ein persönliches Gespräch ersetzen. Das Gegenüber kann man nicht über Video einschätzen und „lesen“. Kleine Änderungen der Körperhaltung und Spannung, Mikrogestik und flüchtige Blicke kann man nicht erkennen und gegensteuern. Ein Lächeln, dass nicht durch zwei Kameras und zwei Monitore gefiltert wird nimmt eher die Spannung und Unsicherheit eines Bewerbers vor dem Vorstellungsgespräch. Wir müssen uns heutzutage bewusstwerden, dass nicht der potenzielle Azubi sich bei uns bewirbt… wir bewerben uns schlussendlich bei ihm oder ihr, und da ist Unsicherheit ein Faktor, den es auszuschalten gilt.
5. Wie gestalten Sie den ersten Ausbildungstag und was kommt immer besonders gut bei den Auszubildenden an?
Der erste Tag ist bei uns immer ein wenig Party, immerhin beginnt ein komplett neuer Lebensabschnitt für die Auszubildenden von dem viele nicht wissen was auf sie zukommt. Wir gestalten den ersten Tag sehr entspannt. Wir starten mit einem gemeinsamen Frühstück der Neuen und binden zwischen Pizza, Keksen und Obst ein paar Präsentationen und Vorträge über den weiteren Ablauf der Ausbildung und unsere Firma ein.
Wertschätzung finden wir auch sehr wichtig, eine Begrüßung der Newbies durch die Geschäftsführung und C-Level-Member finden wir, ist durch nichts zu ersetzen. Auch lassen wir diesen Tag von den anderen Azubis mitgestalten und es sind auch immer Auszubildende aus den vorhergehenden Lehrjahren an diesem Tag dabei, die oft in persönlichen Gesprächen den Startern erläutern was auf sie zukommt.
Wir bereiten auch für unsere Azubis „Ausbildungs-Survival-Pakete“ gefüllt mit Goodies, Giveaways und Süßigkeiten in Form einer Schultüte vor, dies ist erfahrungsgemäß immer der schönste Teil für unsere Auszubildenden.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Hetzel.
Der letzte Ausbildertalk ist im August mit Alexandra Wellinger von der HELU KABEL GmbH erschienen.
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