6 Fragen – 6 Antworten im Ausbildertalk mit Ronja Plefke von der Denk Pharma GmbH & Co. KG
Name: Ronja Plefke
Position: Junior Talent Manager Ausbildungsberufe: Industriekaufleute und Kaufleute für Büromanagement |
1. Was macht einen guten Ausbilder aus Ihrer Sicht aus?
Ein guter Ausbilder hält sich in Bezug auf das Thema Ausbildung auf dem neuesten Stand, geht mit der Zeit, sodass die Ausbildung möglichst modern und somit für die Azubis attraktiv bleibt. Er probiert Neues aus und bindet seine Azubis hierbei aktiv mit ein. Er ist für seine Azubis vertrauensvoller Ansprechpartner für die verschiedensten Themen und Anliegen. Gleichzeitig hat er einen Blick für Entwicklungspotenziale und führt seine Azubis gerne dorthin.
2. Was finden Sie an Ihrer Tätigkeit als Ausbilderin besonders spannend?
Das Spannendste ist wohl mitzuerleben, wie sich die Auszubildenden innerhalb ihrer Zeit bei uns weiterentwickeln und dann auch zu vergleichen „Wie/Wer waren sie zu Beginn der Ausbildung?“ und „Wie/Wer sind sie jetzt am Ende der Ausbildung?“. Beispielsweise erinnere ich mich an einen Azubi, der zu Beginn der Ausbildung wirklich noch sehr schüchtern und introvertiert war. Ab dem dritten Ausbildungsjahr fand dann sozusagen eine 360°-Wendung statt. Er ging proaktiv auf seine Kollegen zu und war zum Ende der Ausbildung eine sehr selbstbewusste Person.
Zusätzlich auch zu sehen, wie sich nach dem Kennenlernen der verschiedenen Abteilungen das „Puzzle“ nach und nach zusammensetzt und dies zu vielen Erkenntnissen und Know How bei den Azubis führt ist immer wieder bereichernd.
3. Auf was würden Sie bei der Azubiauswahl nie verzichten und warum?
Nach dem ersten Telefoninterview erhalten unsere Bewerber einen Arbeitsauftrag für das zweite Gespräch. Bei dem Arbeitsauftrag handelt es sich um eine kurze Selbstpräsentation, mit welcher wir dann im Gespräch starten. Die Bewerber erzählen uns hier kurz etwas über ihren bisherigen Werdegang, persönliche Stärken inkl. anschaulicher Beispiele und ihre Interessen. Darüber hinaus teilen sie ihre Erwartungen an uns als potenziellen Ausbildungsbetrieb, ihre generelle Motivation für eine Ausbildung sowie ihre Einschätzung über mögliche Herausforderungen zum Ausbildungsstart mit.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Selbstpräsentation ein sehr guter Einstieg für das Gespräch ist. Der Bewerber kommt direkt ins Reden, sodass eine mögliche Aufregung schneller abgelegt werden kann. Außerdem weiß er schon vorab wie das Gespräch ablaufen wird, auch das gibt ihnen Sicherheit.
Des Weiteren laden wir zu den zweiten Gesprächen auch immer noch einen Azubi ein, der bereits im 1./2./3. Ausbildungsjahr bei uns ist. Dadurch stellen wir Nähe her und der Bewerber hat die Möglichkeit Fragen auch direkt an unsere Auszubildenden zu stellen.
4. Wie gestalten Sie die Zeit vom Vertragsabschluss bis zum Ausbildungsbeginn, um die Neuen schon frühzeitig an Ihren Betrieb zu binden?
Seit der Pandemie rekrutieren wir fast ausschließlich auf virtuellem Weg. Aufgrund dessen hätten die neuen Auszubildenden erst an ihrem 1. Arbeitstag die Möglichkeit die Räumlichkeiten ihrer Ausbildungsstelle kennenzulernen. Wir haben uns daher überlegt bereits 4-6 Wochen vor dem Start eine Art „Tag der offenen Tür“ für alle neuen Auszubildenden zu veranstalten. Hierbei unterstützen uns die jetzigen Auszubildenden tatkräftig. Wir laden die neuen Auszubildenden zu uns ein, machen einen kleinen Rundgang mit ihnen und geben auch schon die ein oder andere Information für den 1. Arbeitstag mit an die Hand. Sie lernen hierbei nicht nur ihre Ausbilder und die Räumlichkeiten kennen, sondern auch bereits die jetzigen Azubis und sich selbst untereinander.
5. Wie laufen Feedback- oder Beurteilungsgespräche mit den Auszubildenden in Ihrem Unternehmen ab?
Nachdem ein Azubi eine Abteilung „durchlaufen“ hat findet ein Feedbackgespräch statt. Zur Vorbereitung darauf füllen sowohl die Verantwortlichen in der Abteilung als auch der Azubi einen Gesprächsleitfaden aus. Hier geht es dann um die Bewertung der verschiedenen Kompetenzen des Azubis, welche auch im Zusammenhang mit unseren 4 Core Values Winning Mindset, High Five, Highest Impact und Go Beyond im Gespräch besprochen werden. Besonders geht es dabei um die Auffassungsgabe, die Kommunikationsfähigkeit, Arbeitsweise und die Lern- und Leistungsbereitschaft. Auf der anderen Seite gibt auch der Azubi sein Feedback an die Abteilung, damit diese sich noch besser auf den nächsten Azubi vorbereiten kann. Die Art und Weise dieser Gesprächsführung trägt somit sehr zu unserer offenen Feedbackkultur bei.
6. Was sind aus Ihrer Sicht die drei Erfolgsfaktoren einer betrieblichen Ausbildung?
– Verantwortung an den Azubi übertragen (sie sind bei uns von Tag 1 voll im Tagesgeschäft integriert), diese aber auch aktiv von den Auszubildenden einfordern
– Mit den Auszubildenden auf Augenhöhe zusammenarbeiten und sie als vollwertige Mitarbeitende anerkennen (z.B. haben bei uns alle Mitarbeitenden die Möglichkeit den Großteil ihrer Arbeitszeit aus dem Flex Office zu arbeiten – auch unsere Auszubildenden)
– Mitgestaltungsmöglichkeiten (beispielsweise bereiten Azubis für neue Azubis einen Workshop zum Thema „Business Knigge“ vor und führen diesen selbstständig durch)
Vielen Dank für das Gespräch, Frau Plefke.
Der letzte Ausbildertalk wurde im März mit Anja Grimm von der HAVI Logistics GmbH geführt.
Danke für diesen Blogeintrag, sehr interessante Antworten von Ronja Plefke.
Ich glaube neben Fachwissen und menschliches Einfühlungsvermögen, wie auch Führungsqualitäten, braucht eine Ausbildnerin viel pädagogisches Wissen.
Ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor (siehe Punkt 6 oben) ist ebenfalls, dass wir in die Ausbildung investieren.
Will heissen, Lehrlinge zu nutzen um kostengünstiges Personal zu haben ist nicht der optimale Ansatz für eine gute Ausbildung.
Schönes Wochenende.
Urs DrKPI PageTracker
Guten Abend Herr Prof. Dr. Gattiker,
vielen Dank für Ihren Beitrag. Sie sagen bzw. schreiben es…
Viele Grüße
Sabine Bleumortier