Ausbildung in Pandemie-Zeiten – Ausbilder*innen als Fels in der Brandung
Seit fast zwei Jahren wird unser Leben von Covid-19 bestimmt. Zwischenzeitlich sind wir mitten in der vierten Welle. Deshalb ist das Virus präsenter denn je. Und das hat Auswirkungen auf uns Menschen, das ist in der Ausbildung deutlich zu spüren. Die Ausbildung von jungen Menschen ist, wie ich persönlich finde, ein äußerst spannendes sowie abwechslungsreiches und für alle Beteiligten gewinnbringendes aber immer auch herausforderndes Arbeitsfeld.
Spannend und abwechslungsreich – weil erlebbar wird, wie sich im Verlauf der Ausbildung Rohdiamanten zu feingeschliffenen Brillanten entwickeln. Auf diesem spannenden Weg dürfen Ausbilder*innen ihre Auszubildenden begleiten. Die einzelnen Entwicklungswege sind so individuell wie die Auszubildenden selbst sowie die unterschiedlichen Voraussetzungen, die sie mitbringen.
Gewinnbringend – weil die Ausbildung für alle Beteiligten ein Lernprozess ist. Schließlich wissen wir doch alle, dass nicht nur unsere Azubis (von uns) lernen, sondern auch wir erfahrenen Kolleg*innen von der jungen Generation lernen können. Wenn sich unterschiedliche Generationen miteinander auseinandersetzen, bedeutet das für beide Seiten neue Sichtweisen, neuen Ideen und einfach voneinander profitieren.
Herausfordernd – wenn wir heute von Azubis sprechen, ist nicht nur die Generation Z oder neuerdings die Generation Corona gemeint, sondern eine Bandbreite von Ausbildungswilligen, die Altersgruppen von unter 16 bis mehr als 30 Jahre umfassen. Schließlich ist es normal geworden, dass im Laufe des Berufslebens durchaus zwei oder auch drei Ausbildungen absolviert werden.
Die Herausforderungen in der Ausbildung in Corona-Zeiten
sind um ein vielfaches gestiegen und facettenreicher häufig sogar zum Kraftakt geworden. Bislang hatten Ausbilder*innen manchmal mit schlechten Noten, selten mit Prüfungsängsten oder häuslichen Probleme sowie hin und wieder mit Suchtthematiken wie Essstörungen oder Mediensüchten zu tun. Seit der Pandemie haben wir es vermehrt mit krankheitsbedingen Ausfällen entweder durch das Virus selbst, die Folgeerscheinungen der Covid-Erkrankung, aber vor allem Themen wie Homeschooling und Social Distancing, durch die sich vor allem die junge Generation stark belastet fühlt, zu tun. Hinzu kommen Zukunftsängste, die aufgrund der Corona-Pandemie sowie dem fortschreitenden Klimawandel über Jobsorgen und Existenzängste hinausgehen. Häufig sind Eltern durch Homeoffice und Homeschooling ebenfalls stark belastet. Und was wir beim Blutspendedienst immer mehr erleben, dass ein großer Teil unsere Auszubildenden vom Umgang mit pflegebedürftigen Angehörigen betroffen ist, vor allem in der Ausbildung als Medizinische Fachangestellte. Die Azubis benötigen mehr denn je Verständnis, Hilfe und Unterstützung ihrer Ausbilder*innen, die über die Ausbildung selbst weit hinausgeht. Hier geht es in erster Linie darum, ein offenes Ohr zu haben und sich Zeit für Gespräche zu nehmen. Das sind Gespräche mit Auszubildenden, aber auch mit Ausbilder-Kolleg*innen sowie häufig auch mit Eltern oder Berufsschullehrer*innen.
Ausbilder*innen werden zum Fels in der Brandung für ihre Auszubildenden. Damit die Ausbildung nicht für die Ausbilder*innen selbst zur Belastung wird, ist es wichtig, dass Ausbilder*innen gut vernetzt sind, sich regelmäßig austauschen und weiterbilden sowie Hilfen zur Selbsthilfe geben können.
Eine gute Vernetzung im Rahmen eines Hilfesystems, wie externe Mitarbeiter-Beratung, Betriebliche Suchtberater*innen, Betriebsmediziner*innen, Berufsschullehrer*innen darf dabei nicht fehlen. Aber auch der Austausch untereinander und die damit verbundene interne kollegiale Beratung unter betrieblichen Ausbilder-Kolleg*innen sind nicht zu unterschätzen.
Beim Blutspendedienst haben wir all das seit einigen Jahren. Dabei möchte ich vor allem drei Säulen nicht missen müssen
- unsere jährliche Ausbilder-Tagung mit allen 10 Ausbilder-Kolleg*innen, die zum Austausch und zur kollegialen Beratung sowie zur Weiterbildung aber auch Weiterentwicklung unserer betrieblichen Ausbildung dient
- unseren externen Dienstleister pme familienservice
- unsere sehr gut ausgebildete interne Suchtberaterin
Vor allem gehe ich davon aus, da wir alle nicht wissen, wie lange uns das Auf und Ab in der Corona-Pandemie noch begleiten wird, ist bei diesen Themen das Ende der Fahnen-Stang noch lange nicht erreicht.
Die Autorin:
Name: Svenja Matyschok Position: Personalreferentin, Ausbilderin und Gesamtverantwortliche für die Ausbildung, BGM-Verantwortliche Unternehmen: Blutspendedienst des BRK gemeinnützige GmbH Ausbildungsberufe: Anzahl der Auszubildenden: 32 |
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