Nach Mildeeffekt und Kontrastfehler folgt ein weiterer Beurteilungsfehler in meiner Serie: der Fehler der zeitlichen Nähe. Wir sind damit tatsächlich schon beim 10. Fehler angelangt.
Fehler der zeitlichen Nähe in der betrieblichen Ausbildung
Diesen Beobachtungsfehler erlebe ich durchaus öfters im Ausbildungsalltag. Der Fehler der zeitlichen Nähe bedeutet, dass Verhaltensweisen des Auszubildenden, die dieser kurz vor dem Beurteilungsgespräch (also zum Beispiel in der letzten Praxiswoche) zeigt, vom Ausbildungsbeauftragten in die Beurteilung übernommen werden – und das ohne diese Beobachtungen zu reflektieren. Diese sind natürlich noch besonders gut im Gedächtnis und werden aus diesem Grund überbewertet.
Warum ist das ein Beobachtungsfehler? Ganz einfach, weil die Beurteilung über einen längeren Zeitraum geht und nicht nur um das, was gerade in den letzten Tagen passiert ist. Es geht um die gesamte Praxisphase des Auszubildenden in einer Abteilung und betrifft nicht nur die letzte Woche.
Fehler der zeitlichen Nähe vermeiden
Für ausbildende Fachkräfte ist es daher ganz wichtig, den Auszubildenden über die gesamte Einsatzzeit zu beobachten. Dabei sollte ihm vom Azubibetreuer auch immer wieder – zum Beispiel jede Woche (oder alle zwei Wochen) Feedback gegeben werden. Dann ist die Beurteilung eine Zusammenfassung aller Punkte, die bereits mit dem Auszubildenden während seines Einsatzes in diesen Feedbackgesprächen besprochen wurden. Und das Abschlussgespräch bezieht sich eben dann über den gesamten Einsatzzeitraum. Sich erst in der letzten Woche mit der Beurteilung und Beobachtung des Auszubildenden zu befassen, hilft dem Auszubildenden nicht weiter. Und zudem wäre es ein Beurteilungsfehler: der Fehler der zeitlichen Nähe.
Viel Erfolg für das nächste Beurteilungsgespräch wünsche ich Ihnen.
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Bild: Pixabay
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