Von Februar bis April haben sich 296 Ausbildungsleiter und 139 ausbildende Fachkräfte an der Ausbilderumfrage zur Qualifizierung ausbildender Fachkräfte beteiligt. Dafür vielen vielen Dank.
Und nun sind auch die Ergebnisse da. Das ausführliche Management Summary können Sie übrigens per Mail bei mir anfordern. Zudem gibt es eine Infografik zu den Ergebnissen. Die Befragung wurde in Kooperation mit AUBI-plus durchgeführt.
Vorbereitung der ausbildenden Fachkräfte
– Nur noch in ca. 8 Prozent der Betriebe werden die ausbildenden Fachkräfte nicht namentlich benannt.
– Fast drei Viertel der Ausbildungsleiter (74 %) haben kein Anforderungsprofil für ihre ausbildenden Fachkräfte.
– In über der Hälfte der Ausbildungsbetriebe (52 %) sind die Aufgaben der Azubibetreuer nicht schriftlich dokumentiert.
– Knapp einem Drittel (32 %) der ausbildenden Fachkräfte wurden ihre Aufgaben als Azubibetreuer zu Beginn der Tätigkeit weder schriftlich noch mündlich erklärt.
– Fast ein Drittel (29 %) der ausbildenden Fachkräfte gibt an, dass sie nicht auf die Azubibetreuung vorbereitet wurden. Bei den Ausbildungsleitern sind dies noch 22 Prozent.
– 73 Prozent der Ausbildungsleiter bereiten die Azubibetreuer durch ein persönliches Gespräch vor.
– 51 Prozent der Azubibetreuer sehen sich hauptsächlich durch die Ausbildereignungsprüfung vorbereitet, die in knapp 33 Prozent der Betriebe Voraussetzung für die Tätigkeit als Azubibetreuer ist.
Trainingsmaßnahmen für ausbildende Fachkräfte
– Etwa die Hälfte der befragten Betriebe bietet Trainingsmaßnahmen für ausbildende Fachkräfte an (52 % Ausbildungsbetriebe, 49 % ausbildende Fachkräfte).
– Diese Trainings finden in fast der Hälfte der Betriebe (48 %) einmal jährlich und zu 96 Prozent während der Arbeitszeit statt. Dabei werden von der Mehrheit (42 %) sowohl interne als auch externe Trainer eingesetzt.
– Die Qualifizierung für Azubibetreuer findet hauptsächlich in Form von Präsenztrainings statt (72 % Ausbildungsleiter, 65 % ausbildende Fachkräfte), gefolgt von Live-Onlinetrainings wie Webinaren (58 % Ausbildungsleiter, 37 % ausbildende Fachkräfte).
– Ausbildende Fachkräfte stehen den digitalen Formen sehr aufgeschlossen gegenüber und wünschen sich insbesondere Onlinekurse zum selbständigen Erarbeiten der Inhalte. Zudem werden mehr Coaching und der „Perspektivenwechsel“ gewünscht.
– Themen der Trainings sind hauptsächlich die Kommunikation, die Aufgaben/Rollen des Ausbildungsbeauftragten, das Führen von Beurteilungsgesprächen und der Umgang mit der jungen Generation.
– Trainings für ausbildende Fachkräfte können in 70 Prozent der Betriebe auch bei externen Institutionen besucht werden. Allerdings weiß jeder Fünfte der ausbildenden Fachkräfte nicht, ob dies möglich ist (20 %).
Wünsche der ausbildenden Fachkräfte
– 68 Prozent der ausbildenden Fachkräfte wünschen sich mehr Unterstützung durch Trainings. Dabei wird an Themen insbesondere die Motivation von Auszubildenden und das Konfliktmanagement, sowie Lehrmethoden gewünscht.
Auch Schulungen Beurteilungs- und Konfliktgesprächen und dem Coaching von Auszubildenden sehen Azubibetreuer als wünschenswert an. Dabei werden insbesondere die Themen Coaching, Lehrmethoden und Konfliktgespräche noch nicht im gewünschten Ausmaß von den Ausbildungsleitern bei der Planung berücksichtigt.
– Fast die Hälfte der ausbildenden Fachkräfte wünscht sich ein digitales Tool zum Ausbildungsmanagement, welches im Moment nur bei 32 Prozent vorhanden ist.
– Ein Drittel (34 %) der Betriebe bietet keine weiteren Veranstaltungen für ihre ausbildenden Fachkräfte an. Azubibetreuer würden sich verstärkt auch Vorträge und/oder Workshops zu ihren Themen der Betreuung von Auszubildenden und mehr gemeinsame Events (z.B. Grillabend) wünschen.
Stellenwert der Ausbildung
Den Stellenwert der Ausbildung in den Betrieben geben die ausbildenden Fachkräfte im Durchschnitt mit 2,6 (Skala 1 sehr hoch – 5 sehr niedrig) an. Der Stellenwert der ausbildenden Fachkräfte wird mit 3,0 als niedriger empfunden.
Unternehmen mit einem sehr hohen oder eher hohen Stellenwert der Ausbildung sind wesentlich engagierter in Sachen Ausbilderqualifizierung als Unternehmen mit mittlerem oder niedrigem Stellenwert. Sie bieten zum Beispiel eher Trainingsangebote für Azubibetreuer an und bereiten diese besser auf die Funktion vor.
Prämie
In jedem 10. der befragten Ausbildungsbetriebe gibt es eine Prämie/Sonderzulage für ausbildende Fachkräfte.
Einfluss der Unternehmensgröße
Am wenigsten aktiv bei der Unterstützung der ausbildenden Fachkräfte mit Trainings ist der Mittelstand sowie Kleinunternehmen (10 bis 499 Mitarbeiter). Am aktivsten sind hier die Großunternehmen.
Betriebe mit 10 bis 49 Mitarbeitern haben auch bei der Vorbereitung der Azubibetreuer noch Nachholbedarf (Aufgaben nicht schriftlich vorhanden und nicht erklärt).
Unbesetzte Ausbildungsplätze
Mehr als jeder Dritte befragte Ausbildungsbetrieb konnte 2021 nicht alle Ausbildungsplätze besetzen. Hier ist von 2019 auf 2022 eine Steigerung von 31 auf 38 Prozent zu verzeichnen.
Vergleich der Ergebnisse der Jahre 2016 / 2019 / 2022
– Die Anzahl der Ausbildungsbetriebe, die ausbildende Fachkräfte nicht namentlich benennen, ist leicht von 12 auf 8 Prozent gesunken.
– Die Vorbereitung der ausbildenden Fachkräfte auf ihre Tätigkeit hat wieder leicht verschlechtert. So stieg die Zahl der Betriebe, die ihre Azubibetreuer nicht vorbereiten leicht von 20 auf 22 Prozent.
– Ebenso gibt es eine leichte Verringerung bei den Unternehmen, die Trainings-maßnahmen für ihre ausbildenden Fachkräfte anbieten von 55 auf 52 Prozent.
– Dabei führen Präsenztrainings weiterhin bei der Form der durchgeführten Trainings. Enorm zugenommen (von 1 auf 58 %) haben hier die Live-Onlinetrainings/Webinare.
– Beim Thema Digitalisierung/Medienkompetenz ist der größte Sprung im Jahresvergleich zu verzeichnen (von 13 auf 19 %), wenn auch immer noch auf niedrigem Niveau im Vergleich zu anderen Themen. Eine Steigerung ist zu erwarten, das dieses Thema bei einem Drittel (35%) zukünftig geplant ist.
– Der Trend zur Pflichtveranstaltung dreht sich stark. Bei nunmehr 65 Prozent herrscht Freiwilligkeit (im Vergleich zu 48% im Jahr 2019).
Handlungsempfehlungen
Wenn wir uns die Ergebnisse der Ausbilderumfrage ansehen, müssen in Ausbildungsbetrieben, die erfolgreich ausbilden möchten, folgende Punkte sichergestellt werden:
1. Ausbildende Fachkräfte sind auf ihre Funktion vorzubereiten.
- Dazu müssen diese namentlich benannt werden.
- Ein Anforderungsprofil sollte erstellt werden.
- Die Aufgaben eines Azubibetreuers sind schriftlich festzulegen und mit den Azubibetreuern zu besprechen.
- Die weitere Vorbereitung kann z.B. durch persönliche Gespräche, Informationsunterlagen, Trainings und/oder die Ausbildereignungsprüfung geschehen.
2. Regelmäßige Qualifizierungsmaßnahmen sollten zur Unterstützung für ausbildende Fachkräfte angeboten werden.
- Neben Präsenztrainings ist hier an neue digitale Formate zu denken. Live-Onlinetrainings und Webinare dürfen beibehalten werden. Auch Onlinekurse zum selbständigen Lernen und Blended Learning-Konzepte stellen sinnvolle Ergänzungen dar.
- Es sollten mindestens 2 Veranstaltungen für ausbildende Fachkräfte pro Jahr angeboten werden.
- Die Trainingsschwerpunkte (Kommunikation mit Auszubildenden, Beurteilungsgespräche, Motivation usw.) sind beizubehalten. Daneben dürfen Lehrmethoden, Konfliktmanagement und das Coaching von Auszubildenden nicht vergessen werden.
- Die Möglichkeit für ausbildende Fachkräfte Trainings bei externen Anbietern zu besuchen, ist zu klären und im Betrieb zu kommunizieren.
- Neben den Trainings sind auch andere Formate wie Vorträge, Workshops oder Treffen zum Erfahrungsaustausch empfehlenswert.
- Weiter können Checklisten wie Informationen zu den zu vermittelnden Inhalten den ausbildenden Fachkräften den Ausbildungsalltag erleichtern.
3. Die Möglichkeiten der Digitalisierung sind verstärkt zu nutzen.
Digitale Formate (siehe 2.) kommen bei den ausbildenden Fachkräften an und sollten angeboten werden – bereits bei der Vorbereitung auf die Funktion Azubibetreuer als auch während dieser Tätigkeit zur Unterstützung.
Soweit noch nicht vorhanden, sollte der Einsatz eines digitalen Tools im Ausbildungsmanagement (z.B. für Ausbildungspläne, Berichtswesen, Beurteilungen usw.) geprüft und umgesetzt werden.
4. Der Stellenwert der Ausbildung in den Betrieben ist zu erhöhen.
Mit einem hohen Stellenwert der Ausbildung, werden die ausbildenden Fachkräfte besser vorbereitet und mehr Trainings zur Unterstützung angeboten.
Ausbildende Fachkräfte und deren Funktion muss mehr geschätzt werden. Hier sollten mögliche Aktionen geplant und mit dem Management besprochen werden. Best-Practice-Beispiele können helfen. Ein Beginn kann der Vergleich des Ausbildungsbetriebs mit den Ergebnissen der vorliegenden Umfrage darstellen.
Benötigen Sie Hilfe bei der Qualifizierung der ausbildenden Fachkräfte. Dann unterstütze ich Sie gerne mit meinen Angeboten. Sprechen Sie mich gerne an.
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