Lassen Sie mich heute mit einer kleinen Geschichte beginnen: Zwei Igel leben allein im Wald, aber eines Tages treffen sie aufeinander. Sie finden sich sympathisch und gehen gemeinsame Wege. So kommen sie sich immer näher und beschnuppern sich ausgiebig. Sie kommen sich noch näher und näher und da … Autsch … stechen sie sich mit ihren eigenen Stacheln. Das ist wohl doch zu nah entscheiden sie und gehen nebeneinander weiter – nah, aber nicht zu nah.
Zwischen Azubi und Azubibetreuer: Wieviel Nähe ist gut?
Ich finde, dass diese Geschichte sehr gut zur Beziehung zwischen Azubibetreuern/Ausbildern und Auszubildenden passt. Denn es sollte natürlich eine gute Beziehung und Vertrauensbasis zwischen beiden Personen aufgebaut werden. Und dazu ist eine gewisse Nähe notwendig. Nur darf diese Nähe nicht zu nah sein. Eine Distanz ist immer notwendig, denn die Auszubildenden sind eigene Persönlichkeiten, die ihre Freiheit brauchen und sich vor allem über ihre eigene Verantwortung für sich bewusst sein müssen.
Manchmal fällt mir in meinen Trainings für die ausbildenden Fachkräfte auf, dass Sätze gesagt werden, wie z.B.
„Dann haben wir für die Prüfung gelernt.“
Oder zum Auszubildenden: „Wir lernen jetzt für die Prüfung.“
„Dann haben wir den Ausbildungsnachweis geschrieben.“
Wenn wir uns den Inhalt dieser Sätze mal genauer ansehen, dann bedeutet das, dass der Auszubildende und der Ausbildungsbeauftragte für die Prüfung gelernt haben bzw. den Ausbildungsnachweis geschrieben haben. Das entspricht aber sicher nicht der Realität. Denn bestimmt wird der Auszubildende diese Handlungen durchgeführt haben.
Zu viel Nähe können wir an der Kommunikation zum Azubi erkennen
Der Auszubildende muss selbst lernen. Es ist seine eigene Verantwortung. Nicht der Ausbildungsbeauftragte hat die Verantwortung dafür, dass der Azubi lernt. Er kann ihn unterstützen, aber lernen muss der Auszubildende schon selbst. Und das sollte auch durch entsprechende Kommunikation an der Sprache klar und nicht wie in den oben genannten Beispielen zweideutig sein.
Überprüfen Sie doch einmal, wie oft vielleicht auch Sie vom „wir“ sprechen und in welchen Situationen. Wenn die Kommunikation dadurch unklar wird, verändern sie diese. Lassen Sie Nähe zu – aber denken Sie an die Stacheln der Igel, wenn es droht, zu nah zu werden:-)
0 Comments